Sach- und Lackgeschichten – Teil 2: Neuverleimung und Lackierung

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Sach- und Lackgeschichten, Teil 2

Im ersten Teil der handwerklichen Reihe der Sach- und Lackgeschichten haben wir Euch die Ausgangsbasis unseres Stuhls, Demontage, Lasurentfernung und Ersatz der Dübel erläutert. In den nächsten Schritten geht es um Neuverleimung, kreative Farbgestaltung und vielschichtige Altpolsterung. Viel Spaß. 

5. Neuverleimung

Neuverleimungen machen immer Spaß. Hier fügen wir die Einzelteile wieder zu einem Ganzen zusammen und das in Rekordzeit von 5 Minuten, die uns der Weißleim lässt.

Als erste Maßnahme steckten wir alle Teile des Stuhls als Probe zusammen, um die Passgenauigkeit der Verbindungen zu prüfen. Als nächstes legten wir alle Einzelteile in der entsprechenden Position zurecht und legten die Reihenfolge der Montage fest. Jeder Handgriff musste sitzen. Es empfiehlt sich, mit der rückseitigen Stuhlbeinen, Lehne und den entsprechenden Querverbindungen des Stuhl zu beginnen, anschliessend den vorderen Stuhlbeinen und Rahmen zusammenzufügen und beides dann zu vereinen.

Auf den Zapfen und den Dübeln trugen wir den Weissleim auf, ebenfalls in den Dübel- und Zapfenlöchern. Wir stecken die Einzelteile zusammen und fügten alle Verbindungen noch einmal mittels Schlagholz und Gummihammer zusammen. Herausquellender Leim entfernten wir sofort. Anschliessend fixierten wir das Ganze mit Spanngurten und Schraubzwingen. Bei den Schraubzwingen legten wir zum Schutz zwischen Backen und Holz kleine Holzstücke. Den Einlegerahmen legten wir wieder ein, um die Passgenauigkeit des Rahmens zu gewährleisten. Für ein kippelfreies Ergebnis erhielt der Stuhl ein Zusatzgewicht. Als Leim verwendeten wir Ponal Express Weissleim mit einer Trocknungszeit von 5 Minuten. Der Einsatz von Einhandzwingen ist bei Neuverleimung von Stühlen, insbesondere bei nur einer Person, sehr zu empfehlen.

6. Spachteln und Schleifen

Nachdem der Leim komplett getrocknet war, entfernten wir die Spanngurte und Schraubzwingen. Nun widmeten wir uns den Schrammen, Dellen und kleineren Furchen im Holz. Mit Holzspachtelmasse füllten wir die Beschädigungen auf und ließen die Masse trocknen. Anschliessend wurden die behandelten Stellen mit 80er und 240er Schleifpapier mittels Deltaschleifer und Schleifpapier geschliffen und eine plane Oberfläche hergestellt. Unser Stuhl war, zumindest oberflächlich, wieder jung und munter.

gespachtelter Stuhl wartet auf seinen ersten Anstrich
gespachtelter Stuhl wartet auf seinen ersten Anstrich

7. Lackierung und Schleifen

Als Lack hatten wir uns für PU-Acryllack auf Wasserbasis entschieden. Der blaue Engel lässt grüßen. Unser Farbkonzept beinhaltete einen Vintage-Look aus pastellblau als Hauptfarbe und hellelfenbein als Hintergrundfarbe.

Zuerst lackierten wir den Stuhl komplett in hellelfenbein und ließen ihn etwa 48 Stunden trocknen. Nach der Trocknung schliffen wir den Stuhl für den nächsten Lackiervorgang per Hand mit 120er Schleifpapier an.

Als nächste Lackschicht trugen wir Pastellblau auf und ließen den Stuhl ebenfalls 48 Stunden trocknen. Nun konnten wir den eigentlichen Vintage-Look herausarbeiten. Hierzu schliffen wir mit einem sehr feinen Schleifpapier (420er Körnung) die Oberfläche an verschiedenen Stellen soweit an, dass das hellelfenbein leicht durchschimmern konnte. Bei großes Flächen arbeiteten wir einen leicht schraffierten Look heraus. Durch die Verwendung von PU-Lack konnten wir uns eine zusätzliche Klarlackierung sparen.

Ein irrer Aufwand für ein absolut fantastisches Ergebnis.

8. Altbezug, Polster und Gurte demontieren

Die „Demontage“ alter Polster ist wie eine Entdeckungsreise durch die Zeit. Unglaublich, was wir in den verschiedenen Polstern an vielschichtigen Inhalten gefunden haben. Unser Stuhl hatte einen bemitleidenswertes Polster, hier war unverzügliches Handeln erforderlich. 

Zuerst erfolgte die Trennung des alten Bezuges und Polsters vom Einlegerahmen. Hierzu schnitten wir mit einem Cuttermesser den Bezug grob ab. Unter dem Bezug kam ein zweiter Bezug zum Vorschein, wir waren also nicht die ersten, die den Stuhl in den Fingern hatten. Der Bezugsstoff und die Möbelgurte waren an der Rückseite und Seiten des Einlegerahmens mit Schnittnägeln genagelt. Diese lösten wir mit größter Sorgfalt und Vorsicht unter Zuhilfenahme von Kneifzange, Spachtelklinge und Schutzhandschuhe. Zum Vorschein kam eine natürliche Polsterung aus Palmfaser.

Wir entfernen die letzen Schnittnägel und legten somit den Einlegerahmen komplett frei. Dieser hatte seine optischen Glanzzeiten bereits weit hinter sich gelassen, konnte jedoch noch immer mit einer erstaunlichen Robustheit aufwarten. Mit einer Neuverleimung zweier loser Verbindungen und einer kleine Runde mit dem Schleifpapier konnten wir den Einlegerahmen wieder für das neue Polster verwenden. Willkommen zurück.

Im letzten Teil bringen wir den Stuhl zu einem fantastischem Ergebnis. Das Polster wird aufgebaut und die Bezug wird mit dem Einlegerahmen vereint. Seit gespannt.


Sebastian Tuschel und Robert Fiedler
Sebastian Tuschel und Robert Fiedler

Stühle aus Holz sind unsere große Leidenschaft. Jeder Stuhl hat seine eigene Geschichte. Sie ist es wert, erhalten und weitererzählt zu werden. Wir glauben an den Werterhalt und die nachhaltige Nutzung von Bestehendem. Wir möchten Menschen das Angebot machen, mit uns nach einer wunderbaren Alternative zu blindem Wegwerfkonsum zu suchen und diese zu verwirklichen.

Vintage – vom Stuhl aufwärts
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