Wer FLORA aus Bernau kennt, wird BERND einfach lieben. Hilfesuchend wurde BERND uns für eine handwerkliche und künstlerische Reinkarnation anvertraut, und wir haben die große Herausforderung angenommen.
Eine stilvolle Rückenlehne umschliesst die kunstvollen Querverstrebungen und wird von dem gradlinigen Korpus mühelos getragen. Unser holziger Vertreter aus den nördlichen Gefilden Berlins vermittelt mit seiner schönen Holzmaserung einzigartige Ästhetik und gehobene Eleganz. Ein formvollendetes Stuhldesign.
Ausgangsbasis
In Besitz von festen Holzverbindungen konnte die gesamte Stuhlkonstruktion mit einer wunderbaren Stabilität aufwarten. Oberflächlich zeugten zahlreiche Schrammen und Kratzer von einer langjährige Sitzmöbelgeschichte, die sich in dem ehemals dunklen und glänzenden Lack eingearbeitet hatten.
Bei dem Sitzpolster konnten wir keinerlei Beschädigungen oder Beeinträchtigungen feststellen. Begründet wurde dieser konstruktive Vorteil durch eine dauerhafte Abwesenheit des gesamten Sitzpolsters, das wir durch eine komplette Neukonstruktion ersetzten würden.
Stuhldesign
Mit FLORA haben wir bereits eine Ikone der nachhaltigen Sitzkunst kreieren können. Mit Bernd haben wir unsere Ansprüche gleichwohl höher gelegt.
Für das anspruchsvolle Stuhldesign haben wir eine beträchtliche Anzahl an Designvarianten erstellt. Hierzu haben wir zuerst den Stuhl in eine Arbeitsgrafik übertragen und diese dann mit Designelementen und Farbkombinationen zu mehreren Entwürfen weiterentwickelt. Von diesen Entwürfen haben wir vier Finalisten auserkoren, von denen dann ein Entwurf als finales Stuhldesign entschieden wurde.
Als Aufwertung der natürlichen Holzmaserung haben wir als dominierendes Designelement geöltes Holz vorgesehen. Dezente Farbakzente fügen sich harmonisch in das natürliche Design des geölten Holzes ein und sorgen für ein außergewöhnliches Kunsterlebnis. Die neue Polsterung mit einem lichtblauen Polsterbezug in Leinenoptik bilden einen schönen Kontrast zu dem natürlichen Holzdesign.
Aufarbeitung Stuhl
Lackreste und Vorbereitung
Die alte Klarlackierung entfernten wir mit Deltaschleifer und Schleifpapier. Für die Freilegung des wunderschön gemaserten Holzes waren mehrere Schleifdurchgänge erforderlich. Alle Schrammen, Kratzer und kleine Dellen konnten wir entfernen und einebnen. An einer Stelle der Rückenlehne zeigte sich eine tiefe Oberflächenbeschädigung, die wir durch Holzspachtelmasse und sorgfältiges schleifen aufarbeiten konnten. Durch den Einsatz von Schleifpapier in immer feineren Körnungen erreichten wir eine absolut glatte Holzoberfläche. Die zu lackierenden Holzelemente haben wir mit Kreppband vorbereitet, um die zu ölenden Holzbereiche vor Verunreinigungen während der nun anstehenden Lackierarbeiten zu schützen.
Farblackierung und Klarlack
Als Grundlackierung haben wir die Farbe türkis in einer dünnen Lackschicht aufgetragen. Nach der Trocknungszeit von etwa 48 Stunden wurde die Lackschicht für den nächsten Anstrich angeschliffen.
Im zweiten Durchgang trugen wir die Farbe anthrazit auf, um diese nach der erforderlichen Trocknungszeit für die letzte Lackschicht anzuschleifen. Mit der dritten und letzten Lackschicht realisierten wir den eigentlichen strukturellen Look.
Hierzu wurden die Farben anthrazit, lila und türkis unter Anwendung sorgfältiger und aufeinander abgestimmten Lackier- und Wischtechniken zu einem harmonischen, einzigartigen und optisch strukturellen Look miteinander verschmolzen. Die lackierten Elemente wurden noch einmal vorsichtig mit Schleifpapier geglättet. Für die Fixierung der Farboberfläche trugen wir zusätzlich jeweils zwei Schichten matten Klarlack auf, den wir nach jeder Trocknungszeit leicht anschliffen.
Für die Lackierarbeiten verwendeten wir PU-Acryllack und zusätzlich Klarlack in seidenmatten Ausführungen. Beide Lacke tragen das Siegel des blauen Engels und sind frei von Lösungsmitteln und wasserverdünnbar.
Geöltes Holz mit natürlichem Leinöl
Für die Veredelung der nicht lackierten Holzelemente verwendeten wir natürliches Leinöl. Mit einem Baumwollstoff trugen wir diese natürlichen Holzveredelung in zwei Durchgängen auf alle unlackierten Holzflächen auf. Nach jeder Ölung waren 24 Stunden Trocknungszeit erforderlich, um dem Holz die optimale Aufnahme des natürlichen Leinöls zu ermöglichen.
Im Laufe der Behandlung und Trocknungszeit dunkelte das behandelte Holz nach, ein Prozess, der sich, je nach Holzart und Anzahl der Ölbehandlungen, auch nach Wochen zeigen kann. Die natürliche Maserung des Holzes wird durch das natürliche Leinöl betont und hervorgehoben.
Neukonstruktion Polster
Sitzpolster Neukonstruktion
Unser holziger Freund hatte im Laufe seines Stuhllebens sein Sitzpolster in Gänze eingebüßt. Hier konnte nur eine komplette Neukonstruktion Abhilfe schaffen.
Im ersten Schritt nahmen wir die Maße und Äußeres Form des zukünftigen Einlegerahmens direkt vom Stuhlrahmen ab. Die Daten übertrugen wir in eine Konstruktionszeichnung im Maßstab 1:1, die als Grundlage für den späteren Zuschnitt der Langmaterialien aus Buchenholz diente. Die zugeschnittenen Rahmenelemente wurden an den zu verleimenden Enden für die doppelte Dübelverbindung mit entsprechenden Bohrungen versehen. Die Verleimung erfolgte mit 10 mm Rillendübel, und Weißleim. Für den notwendigen Anpressdruck der frisch verleimten Konstruktion sorgten Klemmzwingen und wohlplatzierte Gewichte.
Nach einer Trocknungszeit von 24 Stunden konnten wir die Rohkonstruktion an den Stuhlkorpus anpassen. Als Grundlage fertigten wir anhand der zuvor erstellten Konstruktionszeichnung eine passgenaue Schablone an, mit wir die äußeren Konturen des zukünftigen Einlegerahmens auf die Rohkonstruktion übertragen konnten. Mit einem sorgfältigen Zuschnitt und Anpassungsarbeiten realisierten wir eine absolute Passgenauigkeit des neuen Einlegerahmens. Mit einem leistungsstarken Deltaschleifer, verschiedenen Schleifaufsätzen und eine Menge Geduld passten wir die Höhe des Einlegerahmens an die Einlegetiefe des Stuhlkorpus an. Eine Schicht matten Klarlacks vollendeten die Holzarbeiten.
Polsteraufbau
Als Grundpolsterung vernagelten wir einen neuen Federkorb auf den Einlegerahmen und deckten diesen mit einer Lage Jutegurte ab. Im nächsten Schritt schnitten wir eine Lage Juteleinen zu und tackerten diese auf den Einlegerahmen. Als zweite Polsterschicht schnitten wir Polsterschaum zu, positionierten den Einlegerahmen mit der Juteseite darauf und verklebten den Schaum mittels Sprühkleber. Die überstehenden Ränder des Polsterschaums schnitten wir mit einem sehr scharfen Cuttermesser schräg zu. Hierbei ließen wir einen fingerbreiten Rand zum Einlegerahmen. Als vorletzte Polsterlage brachten wir Polsterwatte in Form und verklebten diese ebenfalls mit Sprühkleber sorgfältig auf dem Polsterschaum. Bei dem anschließenden Zuschnitt ließen wir zum Einlegerahmen einen etwa vier Zentimeter breiten Rand.
Als Polsterstoff verwendeten wir ein lichtblaues Polyestergewebe in Leinenoptik mit Rückenkaschierung und Fleckenschutz. Der Stoff wurde nach Auflage des Polsters zugeschnitten. Die Befestigung des Stoffes erfolgte mittels Handtacker. Die Enden des Bezuges wurden umgeschlagen und an den gegenüber liegenden Seiten des Einlegerahmens zuerst oben und unten, dann links und rechts, jeweils mittig und auf Spannung befestigt. Zu den Enden hin wurde der Bezug gerade und faltenlos gespannt und fixiert. Für die Ecken wurde zunächst eine Seite des Bezuges bis an den Rand befestigt, das Ende der anderen Seite in eine saubere Falten gelegt und dann ebenfalls mit dem Tacker fixiert. Der überstehende Bezug wurde mit einem Cuttermesser abgeschnitten.
Eine rückseitige Abdeckung aus hellem Baumwollstoff vollendeten das Polsterwerk.
Ergebnis
Stuhldesign – Leinöl und Vielfalt in türkis
Wer FLORA aus Bernau kennt, wird BERND einfach lieben. Hilfesuchend wurde Bernd uns für eine handwerkliche und künstlerische Reinkarnation anvertraut, und wir haben unsere Erwartungen selbst übertroffen.
Die einzigartige und wunderschöne Holzmaserung konnten wir durch den Einsatz von natürlichem Leinöl wieder in voller Pracht erstrahlen lassen. Die neue Federpolsterung kombiniert mit einem hochwertigen Polsterstoff in lichtblauer Leinenoptik verspricht einen dauerhaften Sitzkomfort in unaufdringlicher Pracht.
Als farblichen Akzent haben wir an den vertikalen Stuhlelementen eine anspruchsvolle, optisch strukturelle, Lackierung umgesetzt. In aufwändigen Arbeitsschritten haben wir drei aufeinander abgestimmte Farben zu einem wundervollen strukturierten Look verschmolzen und mit einer matten Klarlackierung schützend fixiert.
Stuhlform
Die stilvolle Rückenlehne umschliesst die kunstvollen Querverstrebungen und wird von dem gradlinigen Korpus mühelos getragen. Unser holziger Vertreter aus den nördlichen Gefilden Berlins vermittelt mit seiner schönen Maserung einzigartige Ästhetik und gehobene Eleganz. Ein formvollendetes Stuhldesign.
Stühle aus Holz sind unsere große Leidenschaft. Jeder Stuhl hat seine eigene Geschichte. Sie ist es wert, erhalten und weitererzählt zu werden. Wir glauben an den Werterhalt und die nachhaltige Nutzung von Bestehendem. Wir möchten Menschen das Angebot machen, mit uns nach einer wunderbaren Alternative zu blindem Wegwerfkonsum zu suchen und diese zu verwirklichen.
Vintage – vom Stuhl aufwärts
Tuschel & Fiedler
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