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Sach- und Lackgeschichten – Teil 3: Einlegerahmen und Polsterbezug

Sach-Lackgeschichten, Teil 3

Im letzten Teil der handwerklichen Reihe der Sach- und Lackgeschichten haben wir Euch die Neuverleimung, kreative Farbgestaltung und vielschichtige Altpolsterung näher gebracht. Heute geht es in den Endspurt, der Stuhl wird in ein Kunstwerk verwandelt. Und Ihr könnt dabei sein. Viel Spaß. 

9. Gurtbespannung neu aufbauen

Unser Einlegerahmen war nun komplett entkernt und bereit für das neue Polster. 

Als ersten Schritt wurden die Gurte neu verlegt. Wir verwendeten 70 mm breite Möbelgurte aus Jute und 13 mm lange Blaunägel. Zuerst wurden die Positionen der Gurte festgelegt und auf dem Einlegerahmen mit Bleistift markiert. Das erste Gurtende wurden um ein fingerbreites Stück Pappe umgeschlagen und im 3 zu 2 Formation auf den Rahmen genagelt (3 Nägel oben und 2 unten). Mit einem Gurtspanner wurde der Gurt dann an der markierten Stelle auf der gegenüberliegenden Seite auf Spannung mit 3 Nägel befestigt. Das Ende wurde mit einem fingerbreiten Abstand abgeschnitten, um ein weiteres Stück Pappe umgeschlagen und erneut mit 2 Nägel vernagelt. Alle weiteren Gurte wurden mit der gleichen Vorgehensweise befestigt, bei den quer liegenden Gurten jedoch durch die anderen Gurte verflochten. 

Hat man den Bogen erst raus, ist das Verlegen neuer Gurte fast ein Kinderspiel. In jedem Fall ist ein Gurtspanner unverzichtbar. 

10. Polster neu aufbauen

Als nächster Schritt bauten wir die Polsterung komplett neu auf. Wir verwendeten folgende Zutaten: Juteleinen, Schaumstoff 20 mm stark, weiße Polsterwatte, Bezugsstoff (Kunstleder) und  eine Stoffabdeckung für die Rückseite, Schneiderschere, Cuttermesser (scharf), Handtacker, Sprühkleber, viel Geduld und Ausdauer.

Einlegerahmen mit und ohne Leinen
Einlegerahmen mit und ohne Leinen

Zuerst legten wir das Juteleinen in einer Lage zurecht und legten den Einlegerahmen als Schablone drauf. Dann schnitten wir das Leinen zurecht und ließen jedoch einen etwa 2 bis 3 Zentimeter großen Rand über. Das Leinen legten wir auf die Gurtseite des Einlegerahmens, schlugen die überstehenden Seiten um und tackerten die Seiten zwischen den Gurten fest.

Zuschnitt Polsterschaumstoff
Zuschnitt Polsterschaumstoff

Als nächsten Schritt positionierten wir den Einlegerahmen mit der Leinenseite mittig auf dem Schaumstoff. Mit dem Sprühkleber wurden Schaumstoff und das Juteleinen eingesprüht und beides nach einer Abluftzeit (5-10 Minuten) miteinander verklebt. Der überstehende Schaumstoff wurde mit einem Cuttermesser abgeschnitten. Hierbei war zu beachten, die Klinge beim Schneiden schräg an den Rahmen zu halten, so das ein etwa 1-2 Zentimeter breiter Schaumstoffrand übrig blieb.

Polsterwatte zugeschnitten
Polsterwatte zugeschnitten

Als letzte Polsterschicht folgte die Polsterwatte. Der Rahmen mit Schaumstoff wurde ebenfalls auf der Polsterwatte positioniert und mit einem etwa 4 bis 5 Zentimeter Zentimeter Rand lassend, zugeschnitten. Die Schaumstoffseite sprühten wir mit Sprühkleber ein und klebten die Polsterwatte nach der vorgeschriebenen Abluftzeit auf. 

Das Polster war soweit fertig. Es folgte die Königsdisziplin: das Polstern.

11. Neuer Polsterbezug und Rückseite

Für unseren Stuhl hatten wir uns, als optisch perfekte Ergänzung zum Pastellblau, weißes Kunstleder entschieden.

Für den Zuschnitt diente der nun gepolsterte Einlegerahmen als Schablone. Das Kunstleder schnitten wir mit einer Schneiderschere mit einem großzügigen Rand zu. Jetzt begann die Vereinigung von Bezug und Polster. Wie aufregend.

Polstern mit Kunstleder
Polstern mit Kunstleder

Für die weiteren Arbeitsschritte war ein sauberer Untergrund erforderlich. Das Kunstleder legten wir mit der Rückseite nach oben auf und legten den Einlegerahmen mit der Schaumstoffseite darauf. Die überstehenden Enden wurden um den Einlegerahmen umgeschlagen und mit an den beiden parallelen Seiten oben und unten jeweils mittig getackert. Wir achteten darauf, das der Bezug unter Spannung befestigt wurde. Auf der linken und rechten Seite wurden ebenfalls die Enden des Bezuges umgeschlagen und mittig getackert. Jetzt war der Bezug an vier Seiten fixiert.

Für die Ecken wurde zunächst die überstehende Polsterwatte abgeschnitten. Dann spannten wir eine Seite des Bezuges faltenlos und tackerten diese bis zum Rand des Einlegerahmens. Das Ende der anderen Seite spannten und befestigten wir in der gleichen Vorgehensweise, ließen jedoch zum Ende eine Lücke für die folgende Falte übrig. Den nun überstehenden Bezugs legten wir sorgfältig in eine saubere Falten befestigten diese. Die anderen Seiten und Ecken wurden in der gleichen Vorgehensweise gelegt und befestigt. Den überstehende Bezug entfernte wir vorsichtig mit einem Cuttermesser.

Zum Schluss deckten wir die Rückseite des Einlegerahmens mit an den Rändern umgenähten Stoff ab. Dieser wurde sorgfältig aufgelegt und mittels Tacker befestigt. Der Stoff überdeckte die Befestigungen des umgeschlagenen Bezugsstoffes. 

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Das weiße Kunstleder harmoniert mit dem zarten pastellblau und das durchscheinende hellelfenbein verleiht dem Stuhl einen edlen Charakter. 

In der folgenden Zusammenfassung haben wir alle Schritte noch einmal aufgeführt und verlinkt. 

Zusammenfassung

  1. Ausgangsbasis
  2. Demontage
  3. Entfernung Lasur-/ und Leimreste
  4. Neue Dübel
  5. Neuverleimung
  6. Spachteln und Schleifen
  7. Lackieren und Schleifen
  8. Altbezug, Polster und Gurte demontieren
  9. Gurtbespannung neu aufbauen
  10. Polster neu aufbauen
  11. Neu Polsterbezug und Rückseite

 

 


Sebastian Tuschel und Robert Fiedler
Sebastian Tuschel und Robert Fiedler

Stühle aus Holz sind unsere große Leidenschaft. Jeder Stuhl hat seine eigene Geschichte. Sie ist es wert, erhalten und weitererzählt zu werden. Wir glauben an den Werterhalt und die nachhaltige Nutzung von Bestehendem. Wir möchten Menschen das Angebot machen, mit uns nach einer wunderbaren Alternative zu blindem Wegwerfkonsum zu suchen und diese zu verwirklichen.

Vintage – vom Stuhl aufwärts
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