Elegant geschwungene Rückenlehne, gradliniger Korpus, kunstvolle Streben. Ein ausnahmslos schönes und kultiviertes Design. Mit SALVADOR von Lichtenberg haben wir mit unserem gedremelten Kreuzschliff ein haptisches Meisterwerk erschaffen. Mit SERAPHINE vollenden wir unser künstlerisches Duo der nachhaltigen und extravaganten Sitzkunst.
Ausgangsbasis
Die Ausgangsbasis unseres Stuhls war einigermaßen solide. Das lackierte Holz zeigte mit einer Vielzahl von Schrammen und Dellen die üblichen Abnutzungserscheinungen. Konstruktiv zeigte unser Stuhl auffällige Flexibilität und bedurfte einer grundlegenden Instandsetzung durch Demontage und Neuverleimung.
Der Polsterbezug inklusive Einlegerahmen hatte rein äußerlich die Zeit gut überstanden. Das Polster selbst waren in einem robusten Zustand, jedoch bereits mehrfach bezogen. Die Federung und der Einlegerahmen waren noch gut erhalten. Für die alte Polsterfüllung entschlossen wir uns für eine komplette Rekonstruktion mit aktuellen Materialien.
Stuhldesign
Für den Stuhl haben wir uns für ein ungewöhnliches und kontrastreiches Farbkonzept entschieden. Mit einer Kombination aus einem extremen Vintage-Look, struktureller Oberfläche und geölten Holzelementen haben wir aus einer wackeligen Sitzruine ein haptisches Meisterwerk erschaffen, das Kunst und Nachhaltigkeit neu interpretiert.
Aufarbeitung Stuhl
Lackreste und Schleifen
Die alte Klarlackierung entfernten wir mit Deltaschleifer und Schleifpapier. Aufgrund der Stärke der alten Lackschicht waren mehrere Schleifdurchgänge erforderlich, um das wunderschön gemaserte Holz freizulegen. Durch den Einsatz von Schleifpapier in unterschiedlichen Körnungen (80er, 120er und 240er) erreichten wir eine absolut glatte Holzfläche.
Farblackierung, gedremelter Kreuzschliff und Klarlack
Schritt 1: Grundlackierung
Mit einer zweifachen Lackierung in reinweiß (Ral 9010) realisierten wir die Grundlackierung. Nach jeder Trocknungszeit schliffen wir die Oberfläche sorgfältig an. Als nächste Lackschicht trugen wir mit einer Schwammtechnik miteinander harmonisierende Farben (sonnengelb, hellgrün, blau und rot) auf. Die später zu ölenden Holzelemente haben wir zum Schutz mit Kreppband und Folien abgeklebt.
Schritt 2: gedremelter Kreuzschliff
Im nächsten Schritt bearbeiteten wir mit einem Dremel die zuvor erarbeitete strukturelle Lackschicht. Hierfür trugen wir Teile der Lackschicht vorsichtig ab, wobei wir ein strukturelles Schleifbild mit teilweise sich überlagernden Furchen erschufen. Das Ergebnis war ein gedremelter Kreuzschliff.
Schritt 3
Jetzt waren die Vorbereitungen für die eigentliche Lackierung abgeschlossen. Die im letzten Schritt gedremelte Oberfläche veredelten wir mit einer Pinseltechnik und den bereits verwendeten Farben zu einem extremen Vintage-Look.
Der Stuhl wurde nach der Trocknungszeit per Hand glatt geschliffen. Für eine Fixierung der bunt lackierten Oberfläche trugen wir eine dreifache Schicht Glanzlack auf, die wir nach jeder Trocknungszeit von etwa 48 Stunden mit sehr feinem Schleifpapier nachbehandelten.
Geöltes Holz mit natürlichem Leinöl
Für die Veredelung der unlackierten Querstreben entschieden wir uns für natürliches Leinöl. Mit einem Baumwollstoff trugen wir dieses wunderbare Öl in zwei Durchgängen auf. Nach jedem Durchgang waren Minimum 24 Stunden Trocknungszeit erforderlich, um dem Holz die optimale Zeit für die Aufnahme des Öls zu ermöglichen. Mit Schleifwolle beseitigten wir die letzten Unebenheiten der Holzfläche.
Aufarbeitung Polster
Sitzpolster Demontage
Den Einlegerahmen entkernten wir bis auf das blanke Holz. Hierfür entfernten wir sorgfälltig alle Polsterelemente, wie Polsterbezug, Füllung, Nägel und Federkorb. Die Stirnseiten und Kanten des Einlegerahmens haben wir noch einmal angeschliffen und geglättet. Der Polsteraufbau war vorbereitet.
Polsteraufbau und Polsterbezug
Als Grundpolsterung vernagelten wir einen neuen Federkorb auf den Einlegerahmen und deckten diesen mit einer Lage Jutegurte ab. Im nächsten Schritt schnitten wir eine Lage Juteleinen zu und tackerten diese auf den Einlegerahmen. Als zweite Polsterschicht schnitten wir Polsterschaum zu, positionierten den Einlegerahmen mit der Juteseite darauf und verklebten den Schaum mittels Sprühkleber. Die überstehenden Ränder des Polsterschaums schnitten wir mit einem sehr scharfen Cuttermesser schräg zu. Hierbei ließen wir einen fingerbreiten Rand zum Einlegerahmen. Als vorletzte Polsterlage brachten wir Polsterwatte in Form und verklebten diese ebenfalls mit Sprühkleber sorgfältig auf dem Polsterschaum. Bei dem anschließenden Zuschnitt ließen wir zum Einlegerahmen einen etwa vier Zentimeter breiten Rand.
Als Polsterbezug verwendeten wir einen cremefarbenen Polyesterstoff als Flachgewebe nach Ökotex-Standard 100. Seine Struktur hat die Optik von einem Leinenstoff ist aber durch sein stabiles Polyestergewebe sehr robust. Zusätzlich ist diese hochstrapazierbaren Polyesterstoff noch mit einem Wasser und Schmutzabweisenden Flickschutz ausgerüstet.
Der Stoff wurde nach Auflage des Polsters zugeschnitten. Die Befestigung des Stoffes erfolgte mittels Handtacker. Die Enden des Bezuges wurden umgeschlagen und an den gegenüber liegenden Seiten des Einlegerahmens zuerst oben und unten, dann links und rechts, jeweils mittig und auf Spannung befestigt. Zu den Enden hin wurde der Bezug gerade und faltenlos gespannt und fixiert. Für die Ecken wurde zunächst eine Seite des Bezuges bis an den Rand befestigt, das Ende der anderen Seite in eine saubere Falte gelegt und dann ebenfalls mit dem Tacker fixiert. Der überstehende Bezug wurde mit einem Cuttermesser abgeschnitten.
Eine rückseitige Abdeckung aus hellem Baumwollstoff vollendete das Polsterwerk.
Fazit
Mit einer Kombination aus einem extremen Vintage-Look, strukturellen Oberflächen und natürlich belassenen Holzelementen haben wir aus einer wackeligen Sitzruine ein haptisches Meisterwerk erschaffen, das Kunst und Nachhaltigkeit neu interpretiert. Mit dem Einsatz von natürlichem Leinöl erstrahlen die unlackierten und geölten Holzelemente in natürlich gewachsener Schönheit.
Stühle aus Holz sind unsere große Leidenschaft. Jeder Stuhl hat seine eigene Geschichte. Sie ist es wert, erhalten und weitererzählt zu werden. Wir glauben an den Werterhalt und die nachhaltige Nutzung von Bestehendem. Wir möchten Menschen das Angebot machen, mit uns nach einer wunderbaren Alternative zu blindem Wegwerfkonsum zu suchen und diese zu verwirklichen.
Vintage – vom Stuhl aufwärts
Tuschel & Fiedler
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