Möbel – vom Statussymbol zu Billy und zurück zur grünen Erde

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Möbel früher und heute

Vor rund mehreren hundert Jahren waren Möbel noch ein Ausdruck von Reichtum und Zugehörigkeit zu den oberen Schichten der Gesellschaft. Nur die reichsten Mitglieder der Gesellschaft konnten sich Möbel nach ihrem Geschmack anfertigen lassen. Ludwig der XIV, der selbsternannte Sonnengott Frankreichs, war einer der schillerndsten Vertreter des guten Geschmacks und ließ seine königlichen Domizile mit den auserlesensten Möbelstücken schmücken.

Porträt Ludwig des XIV. und Waden Erben
*Porträt Ludwig des XIV. und seine Familie

Das gemeine Volk, Bauern, einfache Bürger oder Tagelöhner, besaßen dagegen keine oder praktische Einrichtungen ohne Anspruch als Statussymbole. Hier waren Zweckmäßigkeit und Kosten die entscheidenden Faktoren, sich Möbel anzuschaffen. Gutes Mobiliar war damals im oberen Preissegment angesiedelt. Dies hing nicht zuletzt an den Fertigungsmöglichkeiten und den verfügbaren Ressourcen der damaligen Zeiten zusammen. Vor der industriellen Revolution wurden Möbel handgefertigt. Oftmals wurden diese nur als Einzelstücke hergestellt und unter Berücksichtigung der Wünsche der Auftraggeber kunstvoll ausgestattet.

*Quelle: Von Ehemals Nicolas de Largillière – https://www.altesses.eu/max.php?image=e76f80bdc8, Gemeinfrei

Erst die industrielle Revolution im 18. und 19. Jahrhundert und Entwicklung von maschinellen Fertigungstechniken erlaubte eine grundlegende Änderung der Möbelherstellung. Neben der Weiterentwicklung der Fertigungsprozesse und Materialien wurden auch neue marktwirtschaftliche Bedingungen erschaffen. Massenproduktion, Globalisierung des Handels und wirtschaftlicher Aufschwung ermöglichten es den Marktteilnehmern, Möbel nicht nur als notwendiges Gebrauchsgut wahrzunehmen.

Mit der Industrialisierung konnten sich nun auch Menschen mit weniger Einkommen Möbel leisten. Und das war auch gut so. Möbel wurden, ganz im Sinne von Ludwig Erhardt, zu günstigen Massenprodukten, die sich jeder leisten konnte. Das deutsche Wirtschaftswunder startete in den 50iger Jahren und brachte eine Unmenge von erschwinglichen Produkten hervor, die in fast jedem Haushalt Einzug fanden.

Als das wirtschaftliche Wunderfräulein in den 70iger Jahren in den Abschwung stolperte, gerieten auch die beteiligten Märkte ins Wanken. Industrie und Handel mussten sich immer wieder neu erfinden, um dem immer wankelmütigeren Konsumenten zu einer Kaufentscheidung zu bewegen. Unterstützt von den führenden Vertretern der Branche wurden Möbel als Verbrauchgüter, ja als Modeartikel ausgerufen. Eine generationsübergreifende Nutzung, wie bisher üblich, war nicht mehr erwünscht. Frei nach dem Motto „Benutze es und wirf es weg“. Die Märkte waren gerettet, Wachstum gesichert, Verbraucher eingeschworen. Die Wegwerfgesellschaft hatte sich, begleitet von Disco und Schlager, etabliert und wütete Ressourcen verzehrend weiter bis in die späten 90iger Jahre. Möbelgiganten ließen tonnenweise schwedische Regale in die Wohnzimmer der Welt regnen.

Umdenken und Verantwortung

Mit Beginn des neuen Jahrtausends begann ein langsamer Prozess des Umdenkens bei den Verbrauchern. Begriffe wie Nachhaltigkeit, ökologische Verantwortung und Ressourcenknappheit sowie ein stetig ansteigendes Umweltbewusstsein sickerte langsam in die überquellenden Käufermärkte. Größer, besser und billiger waren nicht mehr für alle Verbraucher überzeugende Kaufargumente. Die wachstumsabhängigen Konsumgüterindustrien haben es mit ihren marketingtechnischen Brachialstrategien (Geiz ist geil, Wo wohnen wenig kostet, Wir hassen teuer etc.) geschafft, sich für einen kleinen, jedoch stetig wachsenden Teil ihrer Kunden ins Abseits von verantwortungsvollen Verbraucherbewusstsein zu stellen. Diese kleine Gruppe von Verbrauchern hinterfragten zunehmend Herkunft und Fairness von Produkten. Das bewusste Entscheiden gegen Massenprodukte mit negativen Ökobilanzen wuchs mit zunehmender Zahl dieser wichtigen Marktteilnehmer zu einem neuen Verbraucherbewusstsein, das sich neben dem bisherigen stumpfen Massenkonsum etablieren konnte.

Gegenwärtig gibt  es leider immer noch einen viel zu geringen Anteil an Möbelproduzenten, die den Fokus auf lange Haltbarkeit, hochwertige, wieder verwendbare Materialien und schonende Fertigungsverfahren legen. Der überwiegende Teil der Industrie- und Handelsunternehmen aus der Möbelbranche bemühen sich noch immer mit kurzfristigen Strategien um Marktanteile, die ausschließlich auf billige Produktionen, fragwürdigen Quellen, geplanter Obsoleszenz für winzige Wettbewerbsvorteile aufgebaut sind. Wie viel ökologische Verantwortung kann in einem Bücherregal stecken, das aktuell für unter 60 € zu haben ist?

Design mit Verantwortung – aus Alt mach Neu

Letztendlich entscheidet der Verbraucher mit seinem Konsumverhalten, welche Produkte produziert werden. Die Art der Produkte entscheidet die Bedingungen und Ressourcen, unter denen Produkte hergestellt und angeboten werden. Wir stellen hier einige interessante Unternehmen und Vertreter aus der Möbelbranche vor, die sich dem verantwortungsvollen Umgang mit unseren Ressourcen verschrieben haben.

Zweitsinn

Zweitsinn ist ein Recycling-Design-Portal, auf denen unabhängige Hersteller und Designer Möbelprodukte anbieten können, die aus Altmaterialien hergestellt wurden. Für die Herstellung der Designmöbel werden als Rohmaterialien Altmöbel, Teile von Altmöbeln, und andere recycelte Materialien verwendet. Der Fokus liegt in der Ressourcenschonung, Umweltschutz und im Idealfall positive Klimaeffekte durch CO2-Einsparungen. Die Devise lautet, aus alt mach neu. 

Alte Möbel – neues Design

Auf dieser Webseite stellt Ilona Czech ihre einzigartigen Möbel vor. Als Alternative zum Entsorgen alter jedoch immer noch funktionstüchtiger Möbel entwickelte diese außergewöhnliche Designerin ihr Hobby zum Beruf und verschafft alten Möbeln ein neues Design getreu nach dem Motto: Schön verpackt für eine zweite Chance.

Recyclemented

Das Team von Recyclemented stellt alle Arten von Möbeln aus Holzpaletten und anderen recycelten Materialien her. Bücherregale, Tische, Betten, Stühle, es gibt nichts, was das begabte Künstler- und Handwerkerpaar  nicht realisieren kann.

Grüne Erde

In dem sehr umfangreichen Angebot unserer österreichischen Nachbarn finden sich ökologische Produkte für den gesunden Schlaf, Massivholzmöbel, Wohnaccessoires, Öko-Mode und Naturkosmetik. Ein Großteil der Produkte wird selbst hergestellt. Mit der Verwirklichung von erfolgreichem wirtschaftlichem  Handeln ohne Ausbeutung der Natur steht das Unternehmen mit seiner Philosophie und Angebot für ein außergewöhnliches und nachhaltiges Konzept.

Wir werden uns weiter auf die Suche nach Vertretern der nachhaltigen Ressourcenkultur und interessanten Alternativen zu  bisherigen Massenmöbeln machen und vorstellen. Mit dem heutigen Beitrag schließen wir vorerst unsere Serie über Nachhaltigkeit und verantwortungsvollen Umgang mit unseren Ressourcen ab und werden uns in den kommenden Beiträgen den ausgiebig handwerklichen Aspekten unseres Projektes widmen. Seit gespannt, wir sind es auch.

 


Sebastian Tuschel und Robert Fiedler
Sebastian Tuschel und Robert Fiedler

Stühle aus Holz sind unsere große Leidenschaft. Jeder Stuhl hat seine eigene Geschichte. Sie ist es wert, erhalten und weitererzählt zu werden. Wir glauben an den Werterhalt und die nachhaltige Nutzung von Bestehendem. Mit unserer Leidenschaft möchten wir Menschen ermutigen und begeistern, sich kreativ und handwerklich zu verwirklichen.

Vintage – vom Stuhl aufwärts
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