Wir stellen vor: JOHANN GOTTFRIED von Potsdam – geöltes Holz mit Schwung

Schreibe einen Kommentar

Leistung  

 

Groß, erhaben, weiche Linien. Unser Stuhl mit der halbrunden Sitzfläche und kleiner Rückenlehne ist schon der Form halber ein echter Augenschmeichler und künstlerisch eine große Herausforderung.  Die leicht konisch verlaufenden Vorderbeine und leicht ausgestellten Hinterbeine bilden ein elegantes Gerüst für den halbrunden Korpus, in dem sich der Einlegerahmen samt Polster perfekt einbringen kann. Der harmonisch geformte Rückenbogen lässt auf beiden Seiten das wunderschön gemasterte helle Holz in sanft gerundeten und leicht abfallenden Armstützen münden. 

Ausgangsbasis

Der Stuhl in seinem Ausgangszustand war äußerst instabil. Fast alle Holzverbindungen waren lose, der alte Holzleim bereits in der Auflösung begriffen. Die Holzoberfläche war mit einer glänzenden Klarlackierung überzogen, die an vielen Stellen von Schrammen, Kratzern und Dellen durchzogen war. Teilweise war die Klarlackierung abgegriffen und nur noch rudimentär vorhanden.  

Der Polsterbezug war von den Zeichen der Zeit gekennzeichnet. Die vorhandene Polsterung war noch vorhanden, jedoch an einigen Stellen durchgesessen und ebenfalls nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Der strukturell solide Einlegerahmen  konnte für einen Neuaufbau des Polsters wiederverwendet werden. Das fehlende Rückenpolster konnte selbiges nur noch durch eine Reihe patinierter Polsternägel, Reste von Polsterpappe und Bezug bezeugen.

 

Stuhldesign

Entwurf Stuhl
Entwurf Stuhl

Für diesen Stuhl haben wir uns für ein überwiegend natürliches Holzdesign, ergänzt mit dezenten Farbakzenten, entschieden. Im Sinne des Cradle to Cradle Prinzips und unseren Ansprüchen an nachhaltige Materialien haben wir für das Holz eine Behandlung mit natürlichem Leinöl als hauptsächliche Oberflächenveredelung geplant. Die neue Polsterung mit einem silberfarbenen Polsterbezug bilden einen schönen Kontrast zu dem natürlichen Holzdesign.

Aufarbeitung Stuhl

Demontage, gelöster Holzleim

Demontierter Stuhl
Demontierter Stuhl

Im ersten Schritt demontierten wir den Stuhl in fast alle Einzelteile. Bis auf die Rückenlehne konnten wir alle Holzverbindungen mühelos voneinander lösen. Die Zapfen und entsprechenden Zapfenlöcher befreiten wir mittels Raspeln, Stechbeitel und Schleifpapier von dem alten teilweise spröden Holzleim. 

Lackreste, Neuverleimung und Vorbereitung

Die alte Klarlackierung entfernten wir mit Deltaschleifer und Schleifpapier. Für die Freilegung des  wunderschön gemaserten Holzes waren mehrere Schleifdurchgänge erforderlich. Alle Dellen und Schrammen, die sich großflächig auf der Holzoberfläche gezeigt hatten, konnten wir entfernen und einebnen. Durch den Einsatz von Schleifpapier in immer feineren Körnungen erreichten wir eine absolut glatte Holzoberfläche. 

Für die Neuverleimung legten wir die Reihenfolge der zu verleimenden Einzelkomponenten fest. Die eigentliche Neuverleimung erfolgte mit Ponal Express Weißleim. Mit Spanngurten und Schraubzwingen erreichten wir den notwendigen Anpressdruck, um alle verleimten Einzelteile optimal miteinander zu verbinden.

Neuverleimung Stuhl
Neuverleimung Stuhl

Für die Schraubzwingen verwendeten wir zusätzlich kleine Holzklötzchen als Zwischenlagen, um das Holz vor Beschädigungen zu schützen. Die Ausrichtung der Stuhlbeine und ein zusätzliches Gewicht ermöglichten den korrekten und wackelfreien Sitz aller Einzelteile, bis der Weißleim abgebunden hatte. Überschüssigen Leim entfernten wir sofort.

Farblackierung und Klarlack

Die zu lackierenden Holzelemente haben wir mit Kreppband vorbereitet, um die zu ölenden Holzbereiche vor Verunreinigungen während der folgenden Lackierarbeiten zu schützen. Als Grundlackierung haben wir die Farbe anthrazit in einer dünnen Lackschicht aufgetragen. Nach der Trocknungszeit wurde die Lackschicht für den nächsten Anstrich angeschliffen.

Im zweiten Durchgang trugen wir die Farbe türkis auf, um diese nach der erforderlichen Trocknungszeit für die letzte Lackschicht, wie zuvor, anschleifen. Mit der dritten und letzten Lackschicht vollendeten wir farbige Umsetzung und realisierten den eigentlichen strukturellen Look. Hierzu wurden die Farben türkis, anthrazit und lila unter Anwendung verschiedener Lackier- und Wischtechniken zu einem harmonischen, einzigartigen und optisch strukturellen Look miteinander verschmolzen. Die lackierten Elemente wurden noch einmal vorsichtig mit Schleifpapier geglättet. Für die Fixierung der Farboberfläche trugen wir jeweils zwei Schichten matten Klarlack auf, den wir nach jeder Trocknungszeit leicht anschliffen. Für die farbige Lackierung verwendeten wir PU-Acryllack und für den Klarlack eine seidenmatte Variante. Beide Lacke sind mit dem blauen Engel gekennzeichnet und erfüllen mit ihren lösemittelfreien und wasserverdünnbaren Eigenschaften unseren Anspruch an umweltschonende Materialien.

Für ein optimales Ergebnis räumten wir jeder Lackschicht (bunt und Klarlack) eine Trocknungszeit von etwa 48 Stunden ein.

Geöltes Holz mit natürlichem Leinöl

Für die Veredelung der natürlich belassenen Holzelemente verwendeten wir kaltgepresstes 100% natürliches Leinöl. Mit einem Baumwollstoff trugen wir dieses wunderbare Öl in zwei Durchgängen auf alle nichtlackierten Holzbereiche auf. Nach jeder Ölung waren 48 Stunden Trocknungszeit erforderlich, um dem Holz die optimale Aufnahme des Leinöls zu ermöglichen. Im Laufe der Trocknungszeit dunkelte das behandelte Holz nach, ein Prozess, der sich auch noch nach Wochen zeigen kann. Die natürliche Maserung des Holzes wird dabei betont und hervorgehoben.

Aufarbeitung Polster

Sitzpolster

Der Polsterbezug war von den Zeichen der Zeit gekennzeichnet. Die vorhandene Polsterung war noch vorhanden, jedoch an einigen Stellen durchgesessen und ebenfalls nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Der Einlegerahmen war strukturell solide und konnte für einen Neuaufbau des Polsters wiederverwendet werden. Das alte Polster ruhte auf einer dünnen, jedoch stabilen Sperrholzplatte, die an den Rändern rundherum mit dem Einlegerahmen vernagelt war und der besonderen Bogenform die notwendige Stabilität gab. Auf der Unterseite befand sich ein Aufdruck, den es zu erhalten galt. 

Der Einlegerahmen wurde bis auf das blanke Holz entkernt. Alle Elemente, wie Polsterbezug, Füllung, Nägel, und Sperrholzplatte wurden komplett entfernt. An einer Seite des Bogens war eine Zapfenverbindung etwas losgelöst, entsprechende Abhilfe schafften wir mittels sorgfältiger Verleimung  und Anpressdruck durch Schraubzwingen.

Polsteraufbau

Zuerst lackierten wir die Sichtseite der Sperrholzplatte und vernagelten diese wieder vollständig auf den Einlegerahmen.

Im nächsten Schritt schnitten wir eine Lage Juteleinen zu und befestigten diese auf den Einlegerahmen. Auf dieser Lage konnten wir das eigentliche Polster weiter aufbauen. Als zweite Polsterschicht schnitten wir Polsterschaum großzügig zu, positionierten den Einlegerahmen mit der Juteseite darauf und verklebten den Schaum mittels Sprühkleber. Die überstehenden Polsterschaumränder schnitten wir mit einem sehr scharfen Cuttermesser, einen fingerbreiten Rand lassend, schräg zu. Als vorletzte Polsterlage brachten wir Polsterwatte in Form und verklebten diese ebenfalls mit Sprühkleber sorgfältig auf dem Polsterschaum. Die überstehende Polsterwatte schnitten wir entlang der Polsterrundung akkurat zu. Hierbei ließen wir einen etwa vier Zentimeter breiten Rand.

Als Bezug haben wir uns für einen grauen Stoff mit silberfarbigen Ornamenten entschieden. Der Stoff wurde nach Auflage des Polsters zugeschnitten. Die Befestigung des Stoffes erfolgte mittels Handtacker. Die Enden des Bezuges wurden um den Einlegerahmen geschlagen und an den gegenüberliegenden Seiten des Einlegerahmens mittig oben und unten auf Spannung befestigt. An der geraden Seite habe wir zu den Enden hin den Bezug gerade und faltenlos gespannt und fixiert. An der Rundung haben wir uns von der Mitte jeweils zu den beiden Ecken durch Stoffspannung und Fixierung vorgearbeitet. Für die Ecken wurde zunächst eine Seite des Bezuges bis an den Rand befestigt, das Ende der anderen Seite in eine saubere Falten gelegt und dann ebenfalls mit dem Tacker fixiert. Der überstehende Bezug wurde abgeschnitten.

Die Rückseite des Einlegerahmens deckten wir mit einem hellen Stoff ab, der unser Logo trägt.

Rückenpolster

Für das abgestimmte und harmonische Gesamtdesign aus geöltem Holz und Türkisen struktureller Look haben wir uns bewusst gegen eine Erneuerung des Rückenpolsters entschieden. Die  alte Einfassung haben wir bei den umfangreichen Lackierarbeiten mit dem optisch strukturellen Look in türkis, anthrazit, lila und der Klarlackierung künstlerisch deutlich aufwerten können. Als zusätzliche Veredelung monierten wir Polsternägel in einem antiken Look, um den alten Charme des ursprünglichen Stuhls wieder einzufangen und zu unterstreichen. 

Fazit

Stuhldesign – natürliches Leinöl und Farblackierung

Stuhl Johann Gottfried
Stuhl Johann Gottfried

Wir haben die großzügigen Linien und weichen Rundungen des alten Stuhls in unserem neuen Stuhldesign aufgenommen. Hierbei war uns wichtig, das helle Holz nicht einfach wieder mit Klarlack zu verschließen, sondern die natürliche Schönheit der Holzmaserung durch die Behandlung mit natürlichem Leinöl herauszustellen. 

Als farbliche Ergänzung haben wir an den Stuhlbeinenden, der vorderen Rahmenstrebe und Einfassung des Rückenpolsters dezent eine türkise Lackierung umgesetzt. Diese Lackierung vereint die Farben anthrazit, lila und als dominierender Farbton türkis. In aufwändigen Arbeitsschritten haben wir diese drei Farben zu einem wundervollen strukturierten Look verschmolzen und zusätzlich mit einer matten Klarlackierung fixiert. 

Stuhl Johann Gottfried
Stuhl Johann Gottfried

Das neu aufgebaute und gestaltete Polster präsentiert stolz einen modernen grauen Stoffbezug und führt mit silberfarbigen Ornamenten die Rundungen des Stuhls perfekt weiter.

Stuhlform – halbrunde Harmonie

Groß, erhaben, weiche Linien. Unser Stuhl mit der halbrunden Sitzfläche und kleiner Rückenlehne ist schon der Form halber ein echter Augenschmeichler und künstlerisch eine große Herausforderung.  Die leicht konisch verlaufenden Vorderbeine und leicht ausgestellten Hinterbeine bilden ein elegantes Gerüst für den halbrunden Korpus, in dem sich der Einlegerahmen samt Polster perfekt einbringen kann. Der harmonisch geformte Rückenbogen lässt auf beiden Seiten das wunderschön gemaserte helle Holz in sanft gerundeten und leicht abfallenden Armstützen münden. 

 

Leistung  


Sebastian Tuschel und Robert Fiedler
Sebastian Tuschel und Robert Fiedler

Stühle aus Holz sind unsere große Leidenschaft. Jeder Stuhl hat seine eigene Geschichte. Sie ist es wert, erhalten und weitererzählt zu werden. Wir glauben an den Werterhalt und die nachhaltige Nutzung von Bestehendem. Wir möchten Menschen das Angebot machen, mit uns nach einer wunderbaren Alternative zu blindem Wegwerfkonsum zu suchen und diese zu verwirklichen.

Vintage – vom Stuhl aufwärts
Tuschel & Fiedler
Florastraße 36
13187 Berlin

www.vintage-vom-stuhl-aufwaerts.de
info@vintage-vom-stuhl-aufwaerts.de

Shop-DaWanda
Facebook
Twitter
Instagram

Kommentar verfassen